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Angriff auf queer-feministisches Kollektiv in Warschau!

Syrena ist ein queer-feministisches Kollektiv, das vor 10 Jahren ein Haus im Stadtzentrum von Warschau besetzt hat. Przychodnia ist ein Squat, das vor 8 Jahren besetzt wurde. Obwohl beide Squats gleich nebeneinander liegen (sie teilen sich einen Zaun zu den Höfen), sind es unterschiedliche Kollektive – sie unterscheiden sich vor allem politisch.

Am  Sonntag den 28.11 nach einem langen Prozess sollte eine gewalttätige cis-männliche Person das Syrena Kollektiv (und auch das Haus) verlassen. Eine Woche spater war er noch da. Der Versuch diese Person rauszuwerfem hat am 05.12 zu einem Angriff von Przychodnia auf die Syrena geführt. Nach dem Angriff wurden alle nicht cis-männliche Personen hinausgezerrt und brutal zwangsgeräumt. Es gibt Verletzte, dutzende Leute sind obdachlos geworden und zahlreiche feministische und migrantische Initiativen haben ihre Räume verloren.

Hintergrund

Syrena ist ein Kollektiv, das sich nach Besetzung eines Hauses vor 10 Jahren im Zentrum von Warschau gegründet hat. Syrena hat sich vor allem auf radikal-linke politische Kämpfe  konzentriert. Zahlreiche Kampagnen und Gruppen haben sich in Syrena gegründet, noch mehr haben diese Räume täglich genutzt und auch der Einfluss des Kollektives auf die lokale Politik ist nicht zu unterschätzen. Syrena hat immer eng mit mit dem Warschauer Mieter*innenbündnis (WSL) gearbeitet. Mehrere Zwangsräumungen wurden in Zusammenarbeit verhindert. Mehrere zwangsgeräumte und geflüchtete Personen haben in der Syrena eine Notwohnung gefunden. Das Kollektiv hat sich nicht nur auf das Soziale konzentriert – in den letzten Jahren, nach einem Anstieg der Diskriminierungen für nicht-cis-männliche Personen, haben sehr viele feministische, queer und Sexwork – Gruppen die Räume genutzt und sind bei Syrena unterstützt worden.

Przychodnia ist ein Kollektiv, das sich nach der Besetzung der ehemaligen Ärztehauses gegründet hat, welches neben der Syrena liegt. Zum heutigen Zeitpunkt sind die Mehrheit der Bewohner*innen Geflüchtete aus Weissrussland. Das Kollektiv konzentriert sich auf Punk-Konzerte. Ein paar Mitglieder des Kollektivs sind Teil  der Anarchosyndikalstischen Gewerkschaft (IP) und die Mitglieder*innen des Kollektives nehmen an Kundgebungen teil. Das Kollektiv ist auch ganz nah mit Rozbrat –  ein anarchistisches, sehr aktives und wichtiges Kollektiv aus Posen – verbunden. In 2015 hat Rozbrat für eine Erstattung von einem Immobilienkonzern , ein anderen Kollektiv (Odzysk) gezwungen ein besetztes Haus in Zentrum von Posen zu verlassen. 

2018 hat Syrena bei einer Gewaltsituation auf einer Party in Przychodnia interveniert und einen kollektiven Prozess gefordert, bei dem Przychodnia den Täter rauswerfen soll. Ein Konflikt zwischen beide Squats ist daraufhin entstanden.

Syrena hatte ein Problem mit einem cis-männlichen Mitbewohner. Er ist ein politischer Gefangener aus Weissrussland der vor paar Jahren nach Polen gekommen ist. Er war in seinem Zuhause (Syrena) auf mehrere Weisen gewalttätig. Es gab mehrere Fälle von Sexismus, Homofeindlichkeit, Transfobia und Gewalt von seiner Seite – im August hat er ein anderen Mitbewohner gegen den Kopf gekickt und einen weiteren Mitbewohner massiv unter Druck gesetzt. Eine längere Mediation und der Versuch eines Einigungsprozesses wurde von dieser Person einfach ignoriert – auch das Angebot ihm bei der Wohnungsuche zu helfen wurde von ihm abgelehnt.  Zwischendurch hat diese Person Freundschaften in Przychodnia geknüpft und innerhalb der Syrena noch schlimmeres transfeindliches und gewalttätiges Verhalten gezeigt. Mehrere nicht-cismännliche, gefluchtete Personen mussten Syrena verlassen um diese einzelne Person zu meiden. Nach einem Jahr von ineffektivem Prozess wurde die Entscheidung getroffen diese Person aus dem Kollektiv zu entfernen.

Bereits eine Woche vor dem Sonntag den 05.12 wurde ihm mitgeteilt das er ausziehen soll. Eine Woche später ware er aber noch immer da.  Am Sonntag wurde Ihm dann wiederholt gesagt, dass er sofort ausziehen soll. Er hat mit Gewalt reagiert und eine weibliche Person gegen den Kopf geschlagen. Er wurde dann mitgenommen und auf die Strasse gebracht.

Angriff

Das Przychodnia Kollektiv hat daraufhin von der Syrena gefordert die gewaltätige Person wieder aufzunehmen. Syrena war damit nicht einverstanden und Przychodnia hat daraufhin die Syrena angegriffen – das Haus und die Leute drinnen wurden mit Steine, Stöcken und Flaschen attackiert. Viele Scheiben sind zerbrochen und durch die zerbrochenen Fensterscheiben sind Feuerwerkskoerper geworfen worden und es wurde Pfefferspray reingesprüht.

Ein paar Personen sind verletzt – eine musste mit einem gebrochenen Schädel behandelt werden. Das Gebäude wurde mit Axt und Flex gestürmt. Trotz der Verteidigungsversuche musste das Syrena Kollektiv nach 4 Stunden Kampf durch das Dach flüchten. An dem Tag sind alle nicht cis-männlichen Personen aus dem Haus verdrängt worden. Ungefähr 12 Personen sind obdachlos geworden – und das sind genau die Syrena Bewohner*innen, die auch politisch aktiv waren. Insgesamt aus ganzer Kollektiv nur 4 Leute sind drinnen geblieben, und zwar nur diese, die mit gewaltätige Person sympatisiert haben.

Nachfolgen

Nach dem Angriff am Sonntag hat ein wichtiges, feministisches Kollektiv sein Haus verloren. Ein Haus, das dieses Kollektiv nicht nur vor 10 Jahre selbst besetzt hat, sondern auch die letzten 10 Jahre gegen Nazis, Polizei und Immobilienspekulanten erfolgreich verteidigt hat. In Zeiten der immensen Angriffe auf Frauen und LGBT Rechte (die polnische Regierung hat in diesen Jahr Abtreibung verboten, viele weitere diskriminierende Beschlüsse eingeführt, und fürht ständige Angriffe in Medien gegen FLINTA Personen) sind mit diesem Angriff mehrere feministische Initiativen von ihren Räumlichkeiten und Mitteln durch cis-Männer verdrängt.

Mehrere Gruppen haben ihre Unterstützung zur Syrena deklariert und Erklärungen veröffentlicht die diese Gewalt verurteilen. Die Liste der Betroffenen und sich solidarisierenden Menschen und Gruppen ist lang und findet sich am Ende des Dokuments.

Nur einige Gruppen haben den Angriff auf ihren Sozialen Medien verteidigt, daran auch Rozbrat. Das Warschauer Mieter*innenbündnis (WSL) hat dazu veröffentlicht das sie das Gebäude jetzt übernehmen und geplannt haben es an den Stadt zu übergeben.

Ein Konflikt, der seinen Ursprung in einer Diskussion über den Umgang mit (sexualisierter) Gewalt in Kollektivzusammenhängen hat, ist am Sonntag in einen Angriff von cis-Männern auf mehrere feministische Kollektive eskaliert. Das war ein typischer anti-feministischer Backlash.

Gruppen die sich mit Syrena solidarisieren:

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