#solidaritywithoutborders

Gewaltsame „Grenzschützer:innen“

POM – Story

Triggerwarnung: Dieser Text enthält Beschreibungen von Polizeigewalt

Bevor ich in Kladusa ankam, habe ich dreimal versucht, die bulgarische Grenze zu überqueren. Nachdem ich in Athen in Griechenland angekommen war, versuchte ich, die bulgarische Grenze zu überqueren, um nach Serbien zu gelangen. Bei einem der drei Versuche haben sie mich in Bulgarien erwischt. Ich kann mich nicht mehr an die genaue Zeit oder den Tag erinnern, aber es war im November 2020. Ich war sieben Tage lang zu Fuß unterwegs – fünf davon in Griechenland und zwei in Bulgarien.

Sie schlugen mich und kugelten mir beide Schultern aus. Außerdem ließen sie einen Hund auf mich los. Sie erlaubten ihm, mich zu beißen. Mehr als zwanzig Minuten lang hat er mich gebissen, während sie nur gelacht haben.

Ich dachte, ich würde sterben. Noch heute, etwa ein Jahr später, schmerzt meine rechte Schulter, wenn mir kalt ist.

Sie brachten mich an die bulgarisch-griechische Grenze, nahmen mir alles ab und schoben mich zurück nach Griechenland ab, ich hatte nur eine Unterhose an. Ich begann, von der bulgarischen Grenze in Richtung Griechenland zu laufen. Ich hatte keine Schuhe, es war etwa drei Uhr nachts, und ich bin fast fünfzehn Kilometer zurückgelaufen, weg von der bulgarischen Grenze. Ich bin die ganze Nacht gelaufen, bis ich ein kleines Tal erreichte. Als die griechische Polizei mich einholte, waren die Straßen rot von meinen blutigen Füßen.

Selbst in dieser Situation brachten sie mich ins Gefängnis und sperrten mich zwei Tage lang ohne Essen und Trinken ein.

Nach dem zweiten Tag schoben sie mich zurück in die Türkei ab. Nachdem mich die türkische Polizei dort erwischt hatte, brachten sie mich auf die Polizeiwache und sperrten mich für fast drei Monate ein, und von dort aus wollten sie mich nach Afghanistan abschieben.

Aber ich hatte verdammtes Glück, dass sie es nicht getan haben. Nur weil ich ihnen sagte, dass ich unter achtzehn Jahre alt sei. Sie gaben mir meine Papiere und sagten mir, ich solle die Türkei in fünfzehn Tagen verlassen.

Diese Nacht werde ich nie vergessen. Ich habe immer noch Albträume.

POM / Anonym
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